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Repressionen durch Cancel Culture-Realität der politischen Antisexkaufarbeit

FRAUENRECHTE SIND UNIVERSELL! – Redebeitrag der SISTERS Ortsgruppe Leipzig auf der Kundgebung der Gruppe Artemis in Halle
Jedes Jahr treffen sich in Halle einige Feministinnen zur 08. März Kundgebung der Gruppe Artemis in Halle am Leipziger Turm. Auch die Ortsgruppe Leipzig war in diesem Jahr wieder mit dabei.

Einen ausführlichen Bericht zur gesamten Kundgebung hat Antje Jelinek für den Blog RUHRBARONE verfasst:
Der Redebeitrag:

Hallo auch von meiner Seite!

Ich bin Miriam von Sisters eV und ich freue mich wirklich sehr mit euch allen heute hier zu sein und mit euch über eines der, schon länger und leider immer noch sehr zentralen Probleme im feministischen Befreiungskampf zu sprechen, welches längst auch ein gesamt gesellschaftliches Problem geworden ist. Nämlich das Problem der Repression von Common Sense, Wissenschaft und grundsätzlich freier Meinungsäußerung durch Cancel Culture.

Wie die meisten von euch wahrscheinlich wissen ist der Verein Sisters grundsätzlich tätig für Menschen, größtenteils Frauen, in der Prostitution die insbesondere Hilfe bei einem Ausstieg brauchen. Darüber hinaus setzt sich der Verein seit langer Zeit für eine Veränderung in der Gesetzgebung im Bereich Prostitution ein, hin zu dem Nordischen Modell, und ist demnach auch auf politischer Ebene aktiv.

In den letzten Jahren waren auch wir von der Ortsgruppe Leipzig vermehrt politisch aktiv, auf kommunaler Ebene und bei Veranstaltungen wie dieser, um bei einer Bewusstseinsveränderung im Thema Prostitution, weg von neoliberalen Fantasien a la „Sex work is work“ und ähnlichen frauenfeindlichen Auswüchsen, hinzu Freierbestrafung, mitzuwirken – denn leider ist die Realität der Ausstiegsarbeit eine bittere. Man hilft einer Frau beim Ausstieg und einen halben Tag später ist bereits eine neue Frau an ihrem Platz. Die politische Arbeit auf nationaler und kommunaler Ebene gegen den Sexkauf ist demnach ein notwendiger und extrem essentieller Faktor um das System Prostitution auch auf der Straße konsequent einzudämmen.

Warum stehe ich nun hier und rede mit euch über das Thema Repression durch Cancel Culture in der politischen Arbeit gegen Sexkauf – weil wir als Verein, wir alle als Frauen die sich gegen das System Prostitution stark machen, und erkennen, dass das biologische Geschlecht der bedingende Faktor der Unterdrückung der Frau ist, keine tatsächliche Veränderung der materiellen Realität der Prostitution in Deutschland und generell keine Veränderung im Kampf für die Befreiung der Frau bewirken können, wenn uns unser wichtigstes Instrument im Kampf dagegen immer und immer wieder genommen wird. Nämlich unsere Stimme. Unsere Stimme wird uns genommen, indem uns Räume entzogen werden – wir erinnern uns an den November letzten Jahres in der Universität Leipzig. Unsere Stimme wird uns genommen, indem uns mit Lügen falsche Tatsachen unterstellt werden wie Transfeindlichkeit oder Antisemitismus die dazu dienen uns, aus politischen Räumen und grundsätzlich, aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen – wir schauen zu dem Gerichtsprozess mit Ruby Rebelde.

Die harte Realität ist doch – wir haben alles versucht um unsere Stimme zu behalten, indem wir uns immer und immer wieder gerechtfertigt haben – wir haben uns tausendmal erklärt – wir haben uns den Mund fusselig geredet darüber das es nur zwei Biologische Geschlechter gibt, dass wir nicht transfeindlich sind; darüber das eine Lobby hinter dem System Prostitution ein Fakt ist und dies keine Verschwörungstheorie ist.

Menschen, die unsere Meinung nicht teilen und uns durch Lärm, Geschrei und Lügen zum Schweigen bringen wollen tun dies grundlos – sie kennen unsere Argumente. Sie wissen, was wir sagen. Aber sie wollen uns nicht verstehen. Es passt Ihnen nicht in ihr Weltbild, in ihre Echokammer. Denn sonst müssten sie sich eingestehen, dass ihre gesamte Ideologie ein Zirkelschluss ist.

Was will ich damit sagen? Ich will damit sagen, dass die letzten Jahre und schon fast Jahrzehnte der Diplomatie und der verzweifelten Versuche einen Kompromiss mit dieser Ideologie zu finden durch Rechtfertigung – ein bisschen Gender, ein bisschen Sex Work, aber wir müssen doch reden, wir meinen das nicht böse – uns in diese Situation gebracht hat, in der wir uns befinden.

Wir Frauen wurden ausgenutzt durch unsere weibliche Sozialisation immer und immer wieder nett sein zu wollen, immer und immer wieder keinen Streit und bloß keine Unstimmigkeiten haben zu wollen. Wir wurden von einer völlig wahnsinnigen Ideologie in die Ecke gedrängt – von der mittlerweile unsere ganze Gesellschaft und unsere ganze Politik in die Ecke gedrängt wurde und die nur noch den Weg für rechte Parteien geebnet hat.

Ich sage es euch nur ungern, aber es gab nie die Möglichkeit der Diplomatie. Es gab nie die Möglichkeit eines Kompromisses. Es gab nie die Möglichkeit eines koexistierenden Meinungspluralismus, mit diesen Menschen, mit dieser Ideologie. Es gibt nicht „ein bisschen“ mehr als zwei Geschlechter. Es gibt nicht „ein bisschen“ Männer im Frauensport. Es gibt nicht „ein bisschen“ Konsens im Sexkauf. Es gibt nicht „ein bisschen“ den guten Freier.

Wir haben von Anfang an durch den Versuch des Kompromisses verloren. Man sieht es an der Situation, in der wir uns gerade befinden. Die Wissenschaft, die materielle Realität hätte niemals zum Spielball dieser Debatte werden dürfen. Die Ideologie der Menschen, die uns unsere Stimme nehmen und nehmen wollen ist nicht darauf ausgerichtet in einer freien Gesellschaft zu funktionieren wo mehrere Meinungen – egal ob man selbst sie teilt oder nicht – koexistieren können. Es geht und ging hier nie um einen friedlichen Diskurs und einen friedlichen und wichtigen Meinungsaustausch, denn dieser hätte auch durch die Gegenseite gewährleistet werden müssen.

Die Kompromisslosigkeit dieser Menschen zeigt sich an der Radikalität der Vorgehensweisen dieser Menschen. Teilst du ihre Meinung nicht, bist du böse, ein Nazi, ein Transfeind, ein schlechter Mensch – du gehörst in deren Augen entrechtet.

Ihr denk das ist übertrieben? Schauen wir uns dazu den Vorfall letzten November in der Uni an – unsere Veranstaltung wurde von einem Mob an vermummten Menschen besetzt. Unser Beamer wurde abgedunkelt, die Frauen im Raum wurden niedergebrüllt und beleidigt. Es gab keinen Weg für uns unsere Meinung kundzutun. Kein Art. 5 GG – keine Meinungsfreiheit für die „mit der falschen Meinung“. Kein Art. 3 GG – keine Gleichberechtigung für die mit der „falschen Meinung“. Aber für diese Menschen, die unsere Gesetze, unseren Staat, unsere Verfassung ablehnen, für die müssen die Gesetze, die sie selbst anderen verweigern wollen, gelten. Sie hatten ihrer Meinung nach auf jeden Fall „das Recht“ Ihre Meinung zu äußern – in unserem Raum zu unserer Veranstaltung. Für sie hat die Gewährleistung unserer Rechte durch das Eingreifen der Polizei ein tiefes Einschneiden in ihre eigenen Rechte dargestellt, die sie von einem Staat verlangen, den sie selbst am liebsten abschaffen würden.

Seht ihr den Widerspruch meine Lieben – ich denke mal ja.

Was möchte ich mit dieser Wutrede, mit dieser Brandrede wie man heute so schön sagt vermitteln – es gibt keinen Sinn im Unsinn. Es gibt keinen Kompromiss mit einer Totalitären Ideologie.

Wir haben jetzt lange genug unter den Repressionen der cancel culture gelitten und es reicht.

Gebt diesen Menschen nicht die Hand und auch nicht den kleinen Finger, sie werden euch den Arm herausreißen.

Keine von euch muss sich für die Wissenschaft rechtfertigen

Lasst euch nicht entmutigen, wie die EMMA schon seit so vielen Jahren sagt. Lasst euch nicht beirren und lasst euch nicht von dieser Ideologie hinters Licht führen. Lasst euch nicht auf schlechte Kompromisse ein. Lasst euch nicht eure Stimme und euren Raum nehmen, um für die tatsächliche Befreiung unseres Geschlechts zu kämpfen.

Bildet Banden, tut euch mit Frauen zusammen, mit denen Ihr streiten könnt, mit denen eine offene Diskussion und ein offener Meinungsaustausch möglich ist, denn nur so werden wir den Weg in eine freie Gesellschaft ebnen.

Und in eigener Sache, um das Ganze auf einer Positiven Note zu beenden – unsere Veranstaltung vom November wird nachgeholt! Am 24.4. im Prager Frühling werden wir den Film Bordell Deutschland zeigen mit anschließender Diskussion. Kommt zahlreich!

Ich wünsche euch allen im Namen unserer Ortsgruppe ein kämpferisches Jahr und sage tschüss und bis bald!