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„Raus aus dem Rotlichtmilieu-ein neues Leben für Maria“ – auf Zeit online

In einem Interview mit ZEIT online berichten unsere Mitfrau Saskia Nitschmann und die von ihr betreute Aussteigerin Maria R. (Name geändert), von der ersten Kontaktaufnahme vor einem Jahr und Marias Weg aus der Prostitution. Es ist ein Portrait zweier sehr unterschiedlicher Frauen. Auf der einen Seite die junge Studentin, die ihre erste Aussteigerin betreut und auf der anderen Seite eine Frau mittleren Alters, die aufgrund ihrer vielen schlechten Erfahrungen erst langsam Vertrauen fasst.Maria berichtet: „Nachdem meine Tochter die Schule abgeschlossen hatte, ging ich nach Deutschland, arbeitete in Clubs, verdiente damit immerhin gut genug, um das Studium meiner Tochter zu bezahlen – aber trotz des Geldes ging es mir fürchterlich mit dem Job. Deutschland war ein Schock für mich. Sexarbeit ist hier moderne Sklaverei. Viele Laufhäuser in Deutschland haben 24 Stunden geöffnet. Die Frauen müssen sehr viel verdienen, um die Miete zu bezahlen, jeden Tag etwa 150 Euro. Wie viel Geld ich von den Freiern bekam, hing sehr vom Ort ab. Viele Prostituierte nehmen Drogen, um Tag und Nacht zu arbeiten, sie haben keine Zeit zu schlafen. Sie werden Zombies.“ Saskia erläutert, welche Wirkung die Prostitution auf alle Frauen hat, wenn Frauen zum käuflichen Geschlecht werden: „Sie haben eine Mitschülerin mit Centstücken beworfen und zum Strippen aufgefordert. Es gibt Gegenden in Berlin, in denen man abends als Frau nicht allein rumlaufen kann, ohne dass Männer das Gefühl haben, sie könnten Sex von einem verlangen.“ Und Saskia weiter: „Meine ehrenamtliche Tätigkeit hat mir gezeigt, wie dringlich das Problem der Prostitution ist. Die Frauen müssen unbedingt rechtlich besser geschützt werden und die Möglichkeit haben, Ausstiegshilfe in Anspruch zu nehmen, weil die wenigsten es freiwillig machen und der Ausstieg allein sehr schwer ist. Es braucht einen Zugang zu einer Grundversorgung, zu Sprachkursen und Übersetzern, zu Schulungen, aber auch zu Traumatherapeuten, um die Erlebnisse verarbeiten zu können. Ich setze mich für das Nordische Modell ein, das neben den Hilfen beim Ausstieg auch eine Aufklärung der Gesellschaft zum Thema Prostitution und Menschenhandel beinhaltet, weil das hier noch kaum im Bewusstsein der Leute ist. Es muss überhaupt erst ein Unrechtsbewusstsein dafür geschaffen werden, dass es nicht okay ist, Frauen für Sex oder überhaupt zu kaufen, zum einen gesellschaftlich durch Aufklärung, zum anderen rechtlich durch ein Sexkaufverbot.“

Sie finden dieses eindrückliche Interview auf Zeit online.