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Der 5.11. und seine Folgen – ein Jahr nachdem die Ortsgruppe Leipzig massiv bedrängt wurde

Heute jährt sich die massive Störung einer Veranstaltung der Ortsgruppe Leipzig. Wir veröffentlichen hier den Ortsgruppenbericht, den die Ortsgruppe Leipzig am 27.09.2025 auf unserer Mitgliederversammlung gehalten hat:
Als Sisters dürften uns allen Verleumdungen und Cancel-Versuche nicht fremd sein. Am 5.11.2024 zeigte sich die Abneigung und Wut, die noch immer gegen Frauen, die öffentlich für Frauen kämpfen, fortlebt, für uns von ihrer bisher extremsten Seite.

Im Rahmen der Progressiven Initiativwochen der Universität Leipzig, eine Veranstaltungsreihe zum Semesterstart, bei der verschiedene Gruppen Veranstaltungen, meist zu politischen Themen anbieten, planten wir die Vorführung des Films „Bordell Deutschland“ in einem der Hörsäle der Universität. Im Vorfeld der Veranstaltungen machten sich Gerüchte breit, wir würden ein Podium mit angeblich transfeindlichen Rednerinnen planen. Bald darauf folgte auch schon der Aufruf, unsere Veranstaltung zu stören und Zitat „zum Desaster zu machen“.
Am Abend der Veranstaltung strömten knapp 70 vermummte Personen, die zuvor noch eine Kundgebung auf dem Campusinnenhof abgehalten hatten, in unseren Hörsaal, dunkelten den Beamer ab und begannen lauthals zu skandieren und mithilfe von Musik aus allen Richtungen und Trillerpfeifen einen beinahe nicht auszuhaltenden Lärm aufzubauen. Weitere Gäste von uns mussten draußen bleiben, diejenigen, die schon drinnen waren, sowie unsere Mitfrauen, die in den Reihen saßen, konnten nicht mehr aus dem Hörsaal entkommen. Ich selbst stand über den gesamten Zeitraum von 1,5 Stunden, die es dauerte bis eine Hundertschaft der Polizei anrückte und uns aus dem Hörsaal befreite, vorne in
Rednerposition.
Die Wochen und Monate nach dem 5.11. brachten eine Zeit der Unsicherheit, Frustration und Hoffnungslosigkeit mit sich. Schon während die Polizei Erkennungsdienstliche Maßnahmen an den Störern vornahmen, posteten diese aus dem Hörsaal, sie würden eingekesselt werden und Polizeigewalt erleben. Geschichten, die gewaltbereite Pseudolinke liebend gerne ohne jegliche Nachfrage glauben und weitertragen. Die Störer verglichen sich öffentlich mit der Weißen Rose und stellten uns damit unweigerlich mit Faschisten gleich. Lokale Zeitungen und auch der MDR schenkten den Lügen unserer Angreifer noch weiter Gehör. Wir wurden kein einziges Mal nach einem Statement gefragt. Erst nachdem ich monatelang fast wöchentlich beim MDR anrief und Intendanzbeschwerde erhob, wurde ein Artikel um meine Stellungnahme ergänzt. An dieser Stelle möchte ich auch herzlichen Dank an Dr. Jonas Jacob für seine tatkräftige Unterstützung in der Bemühung um eine faire Berichterstattung aussprechen.

Man könnte meinen, all diese Ereignisse wären höchstgeeignet gewesen unser Ende zu bedeuten. Doch es stellte sich heraus, dass die zahlreichen Verleumdungsversuche und die peinlich-dreiste Uneinsicht der Täter unsere beste Werbung sein sollten. Unsere nächsten offenen Treffen brachten uns reichlich neue Mitglieder, die durch die Störaktion an der Uni

von uns gehört sich sich dazu entschieden hatten, uns zu unterstützen. Unsere nächsten Veranstaltungen waren gut besucht und vor allem – ruhig. Die Störer waren weit nicht so mutig, oder sagen wir lieber dreist und aggressiv, denn Mut wäre eine Tugend, wie sie sich präsentierten. Seit dem Frühjahr habe ich, weder privat noch im Rahmen meiner Arbeit bei
Sisters, je wieder etwas von ihnen hören müssen. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich Studentin der Universität Leipzig bin und den Störern, deren Gesichter ich ja selbst nicht kenne, seitdem unweigerlich jeden Tag begegne.
Trotz aller Hindernisse für unsere Arbeit, mögen sie auch manches Mal unüberwindbar erscheinen, müssen wir uns immer wieder bewusst sein, dass unser Mut und unsere Resilienz unsere größten Stärken sind. Denn dadurch, dass wir uns nicht einschüchtern ließen und auf unser Recht beharrten, konnten wir als Ortsgruppe aus dieser Erfahrung gestärkt hervorgehen.
Wir sind entschlossener denn je uns einer lautstarken Prostitutionslobby in Leipzig entgegenzustellen!